In den Jahren 2008 bis 2016 konnte die ASJ Schleswig-Holstein den Aufbau von neun Spielplätzen in städtischen Kindergärten der 240.000-Einwohner-Stadt Chernivtsi im Südwesten der Ukraine unterstützen. Neben der Finanzierung der Maßnahmen, die mit Unterstützung der Auslandshilfe des ASB-Bundesverbandes realisiert werden konnte, reiste die ASJ mit insgesamt etwa 60 Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren bis 2013 in den Osterferien für zwei Wochen nach Chernivtsi, um vor Ort tatkräftig beim Bau der Spielplätze zu unterstützen. Die meist unterfinanzierten und von Elternengagement abhängigen Kindergärten nahmen die Hilfe sehr gastfreundlich und herzlich an. Neue und sichere Spielgeräte ersetzten in den Kitas meist alte bemalte Autoreifen und Metallgestelle zum Klettern, die mit Rost, scharfen Kanten und Instabilität weder eine schöne noch eine sichere Spiel- und Lernumgebung für die Kleinen boten. In mehreren Fällen kam die Unterstützung der ASJ besonderen Einrichtungen zugute, die sich z.B. speziell um Kinder mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen oder tuberkulosegefährdete Kinder kümmern. Hier verbesserten die Spielgeräte auch die Therapiemöglichkeiten im Freien.
Und natürlich boten die Reisen auch unseren ASJler*innen einiges. Helfen tut gut, das erfuhren viele live beim Toben mit den Kindern nach getaner Arbeit. Da spielten Sprachbarrieren keine Rolle mehr. Man wächst mit seinen Aufgaben und nimmt etwas für die Zukunft mit, da waren sich die oftmals mehrfach mitgereisten Jugendlichen aus Schleswig-Holstein einig, als die deutsche Grenze auf dem Rückweg erreicht war.
Und um die Halbtagsbeschäftigung auf den Baustellen herum organisierten die ukrainischen Samariter*innen vor Ort ein buntes Kultur- und Jugendprogramm. Beeindruckende steinerne Zeitzeugen aus der Geschichte der Bukowina, spannende Basarbesuche, Besichtigungen der zeitweise deutschsprachigen Universität, abwechlungsreiches Abendprogramm - mal ausgelassen, mal mit tollem Blick in die heimische Kultur - all das waren Zutaten eines bleibenden Ferienerlebnisses. Und nicht zuletzt entstanden in Zeiten sozialer Netzwerke teils noch heute gepflegte Freundschaften zu Jugendlichen vor Ort, die häufig auch Deutsch an der dortigen Universität studierten und den Austausch daher doppelt interessant fanden.
In den Jahren 2011 und 2012 fand dann auch endlich eine internationale Jugendbegegnung statt, die auch unsere ukrainischen Freunde nach Kiel und Berlin führte. Und Bleibendes für die ASJ und die Teilnehmer*innen wurde geschaffen. Vorbereitet durch Fachleute und interkulturelle Trainings wurden beim Gegenbesuch letzte Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges interviewt, die allesamt Zwangsarbeit in Deutschland leisten mussten. Das Projekt und die entstandene zweisprachige Broschüre zeichnete die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft", die das Projekt dankenswerterweise finanzierte, Anfang 2013 in Berlin mit einem der fünf Jahrgangspreise aus. Von den Erfahrungen und Erlebnissen berichtet die rechts im Downloadbereich einsehbare Projektdokumentation der Jugendlichen. Dabei fehlt natürlich der Blick auf heutige unfreie Arbeitsverhältnisse nicht. Auch im Kleinen kann da jeder etwas gegen tun. Viel Spaß bei der Lektüre!
Nachdem aufgrund der anhaltend instabilen bis kriegerischen Verhältnisse die Jugendreisen seit 2014 entfallen mussten und nur die Spielplatzbauten durch ukrainischen Firmen finanziert werden konnten, wurde das Projekt 2016 schweren Herzens vorerst letztmalig durchgeführt. Folgeprojekte in Litauen sollen nun auch unseren ASJler*innen wieder spannende und erlebnisreiche Auslandserfahrungen ermöglichen. Wir bewegen was!